Erschienen in Markt und Mittelstand 04/2020.
Wir Wirtschaftsjunioren befinden uns in der Rushhour des Lebens. Das war vor Corona. Unsere Rushhour hat sich soeben in einen Megastau verwandelt. Vor unseren Augen sind Wirtschaft und Politik gerade mit 180 km/h gegen eine Betonwand gefahren. Nichts geht mehr – nicht vorwärts, nicht rückwärts. Von einer Woche zur anderen ist alles weg: die Kunden, die Kinderbetreuung, die Planbarkeit.
Zukunft? Fehlanzeige. Wer in jungen Jahren in ein Unternehmen investiert, rechnet mit vielem. Aber mit einer solchen Krise? Niemals. Eine solche unternehmerische Extremsituation war nicht zu erwarten. So etwas kann man nicht planen. Existenzielle Fragen stehen plötzlich im Raum: Wovon zahle ich jetzt die Miete für meinen Laden? Schicke ich meine Mitarbeiter in Kurzarbeit? Wenn nicht, wie lange kann ich das finanzieren? Und wann hat der ganze Spuk ein Ende? Rücklagen gibt es in der Regel keine, denn alles, was da war, steckt im Betrieb.
Was zeichnet Jugend aus? Risikobereitschaft, der Wille, etwas zu verändern und dafür viel zu geben, der Glaube an eine bessere Zukunft. Vielleicht können wir der derzeitigen Krise diesen Grundoptimismus entgegensetzen – und gleichzeitig Erfahrung. Wir, die jungen Unternehmer, sind viel stärker an arbeitsplatzunabhängiges und mobiles Arbeiten gewöhnt. Wir finden Videokonferenzen normal und Umlaufmappen befremdlich. Die neuen und flexiblen Prozesse, die agilen Arbeitsmethoden, die Cloud und die Tools, all das muss die ältere Unternehmergeneration gerade sehr schnell – auf die harte Tour – lernen. Also: Lasst uns voneinander profitieren! Wenn Ruhe und Krisenerfahrung auf Flexibilität und Digitalerfahrung treffen, kann nur Gutes entstehen. In diesem Sinne sollten wir die Krise nutzen, unsere Vorurteile über die jeweils andere Generation über den Haufen zu werfen und unsere Stärken zu bündeln. Und dann, liebe Politik: Lasst uns wieder arbeiten und alle gemeinsam dafür sorgen, dass unser Land und unsere Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen!