Jeannine Budelmann
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Quarantäne-Chaos
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Quarantäne-Chaos

Erschienen in markt & wirtschaft westfalen 3/22.

14 Tage Quarantäne. So war es zu Beginn der Pandemie. Ob die Person krank war oder nicht, spielte keine Rolle, Freitesten gab es nicht. Zwischenzeitlich gab es viel Spielraum: von 7 bis 20 Tagen mit und ohne Freitesten habe ich alles gesehen. Die neueste Vorgehensweise ist für Unternehmen allerdings eine Katastrophe. Gesunde Menschen müssen nun als Kontaktperson kaum noch in Quarantäne. Was ich als Privatmensch absolut begrüße, hat für mich als Unternehmerin allerdings gravierende Folgen.

Die Quarantäne hatte nicht nur eine Bedeutung aus Sicht des Gesundheitsschutzes. Sie war auch rechtlich für Unternehmen und ihre Beschäftigte relevant: War ein Mitarbeiter gesund und arbeitsfähig in Quarantäne, konnten Verdienstausfälle erstattet werden. Jetzt allerdings haben Politik und Gesundheitsämter aufgegeben. Kontaktermittlung gibt es keine mehr und so wird folglich auch kaum mehr jemand in Quarantäne geschickt. Gut für diejenigen, die gesund sind und alleine wohnen. Problematisch für Unternehmen, die Mitarbeiter haben mit kranken Familienmitgliedern. Wo ist das Risiko, sich zu infizieren größer, als zu Hause bei den Menschen, mit denen man am engsten zusammen ist? Einem Unternehmen, das den Gesundheitsschutz seiner Mitarbeiter ernst nimmt, bleibt keine andere Möglichkeit, als diese Mitarbeiter nach Hause zu schicken. Aber der Staat hat es sich einfach gemacht: Keine offiziell angeordnete Quarantäne bedeutet auch keine Zahlung. Das heißt, die Unternehmen bleiben auf den entsprechenden Kosten sitzen. Ist es nicht unglaublich, dass die Pandemiebekämpfung seit geraumer Zeit durch eine überbordende Bürokratie gekennzeichnet ist, durch Abfragen und Abspeichern von Impfstatus, Teststatus usw.? Als Steuerzahlerin ist mir klar: Wir können nicht jahrelang sämtliche anfallende Kosten für die geschädigten Unternehmen erstatten. Das geht weder für zusätzliche Aufwände für die angeordneten Maßnahmen, noch für Umsatzausfälle. Aber so zu tun, als wäre man aktiv im Kampf gegen Corona, während tatsächlich keine Nachverfolgung mehr stattfindet, geht genauso wenig. Gefühlt ist die politische Strategie, mangels anderer Alternativen, nun auf einmal, die Pandemie laufen zu lassen. Wenn das die Entscheidung ist, dann ist nicht nachvollziehbar, warum wir permanent noch alle Mitarbeiter testen und kontrollieren müssen. Und wenn wir das alles schon tun, dann müssen wenigstens die notwendigen Quarantänekosten erstattet werden. Liebe Politik: Entscheidet euch für eine Pandemie-Strategie und handelt dann bitte konsequent! Dann steht die Wirtschaft auch hinter euch!