Jeannine Budelmann
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Wie das junge Familienleben bei einem Unternehmerpaar funktioniert
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Wie das junge Familienleben bei einem Unternehmerpaar funktioniert

Erschienen in Markt und Mittelstand 7-8/2020.

Schlaflose Nächte, volle Windeln, schlimmes Bauchweh, erste Zähne – wie anstrengend die erste Zeit mit Kind ist, wird von Außenstehenden gerne unterschätzt. Woher diese Vorstellung kommt, dass selig schlummernde Babys tagelang still in ihrem Stubenwagen liegen, während Mama und Papa perfekt frisiert und konzentriert ihrer Arbeit nachgehen können, lässt sich leider nicht mehr eruieren. Die Realität jedenfalls sieht meist anders aus: Unausgeschlafen (und mit einer völlig neuen Verantwortung konfrontiert), zeigt uns der Nachwuchs unsere physischen und psychischen Grenzen auf.

Was für alle jungen Eltern gilt, gilt natürlich auch für Unternehmerpaare. Nur sind hier einfache Lösungen für die Kinderbetreuung nicht vorgesehen und Role-Models für die Aufgabenteilung leider Mangelware. Vielfältig sind dafür organisatorischen Herausforderungen und Anforderungen ans Mikro- und Makromanagement, denen ein Unternehmehepaar mit Kind gerecht werden muss: Wer kann und darf wieviel arbeiten? Wie lässt sich unternehmerische Verantwortung teilen oder gar abgeben? Kann man ein Baby eigentlich mit zum Kunden nehmen?

Mein Mann und ich haben uns, als wir Eltern wurden, dafür entschieden, unsere Tochter von Beginn an halbtags zu Hause betreuen zu lassen und uns die restliche Zeit mit unserem Kind zu teilen. So hatte sie viel Zeit mit uns und wir mit ihr. Und wir haben sie tatsächlich (fast) überall hin mitgenommen – in den Betrieb genau so wie auf Veranstaltungen. Für uns drei war es der richtige Weg. Heute, als knapp Dreijährige, spielt unsere Tochter mit derselben Selbstverständlichkeit Lageristin wie Verkäuferin, Softwareentwicklerin wie Marketingchefin. Auch wenn es anstrengend war und ist: Ich möchte Mut machen zum Thema Kind und Karriere. Ganz klar: Es gibt nicht den einzig richtigen Weg. Aber ich bin sicher, dass jedes Elternpaar ihn für sich und seine Kinder definieren kann – anerkennend, dass auch Eltern Menschen mit Rechten und Bedürfnissen sind. Und wer irgendwann einmal wieder eine Nacht durchgeschlafen hat, dem kommen die alltäglichen Unternehmerprobleme ganz klein vor!