Jeannine Budelmann
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Wie Lobbying nicht funktioniert
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Wie Lobbying nicht funktioniert

Erschienen in Markt und Mittelstand 05/2021.

Chamäleons sind wandelbare Tiere – sie können ihre Farbe variieren und sogar ihre Körperform durch Aufblähen verändern. Man kann sich also nie ganz sicher sein, was da gerade im Baum hängt. So geht es uns heute in manch einem Dialog zwischen Unternehmern und Politikern auch.

Seit einiger Zeit werden sich viele Unternehmen bewusst, dass in der nächsten Legislaturperiode auf Bundesebene eine Regierungsbeteiligung der Grünen wahrscheinlich ist. Und nun passiert, was immer schon passiert ist: Die Verbände machen sich an die entsprechenden Abgeordneten heran und signalisieren grünes Bewusstsein. Das alles in der Hoffnung, Einfluss üben zu können und die eigenen Interessen durchzusetzen. Egal, wie dreckig und wenig nachhaltig die Produktion oder das Produkt selbst sind – so manch ein Unternehmensvertreter ist sich für nichts zu schade. Die IHK gründet auf einmal einen Nachhaltigkeitsausschuss, denn wir wollen ja alle grüner werden. Irgendwie. Irgendwann. Problematisch ist nur: Unsere Gesellschaft wandelt sich und mit ihr die Diskussionskultur. Konnte der Seniorchef früher noch beim Bier mit seinem Abgeordneten kumpelhaft und mit einer kleinen Parteispende das eine oder andere Thema vom Tisch fegen, sind heute andere Fähigkeiten gefragt.

Jeder Politiker ist irgendwann einmal mit einem ganz konkreten Problem angetreten. Sie hatten alle eine Vision und ein Teil davon bleibt fast immer lebendig. Genau dieser Teil ist es, den es anzusprechen gilt, wenn man ernsthaft Veränderungen in eine gewünschte Richtung erzielen möchte. Wenn ich mir ein Feigenblatt gebe, wird mein Gegenüber das wahrnehmen. So gute Schauspieler sind wir Unternehmer in der Regel nicht. Warum also nicht offen und ehrlich sprechen? Warum nicht Probleme benennen, die man in der jeweiligen Partei sieht und auch ehrlich Gemeinsamkeiten hervorheben? Dann öffnen sich Türen. Es ist wie überall im Leben: Langfristig ist Ehrlichkeit die bessere Strategie. Das heißt: Die eigenen Prioritäten abstecken, Ziele setzen und in die inhaltliche Diskussion gehen. Das ist nicht nur wirksamer – es macht auch viel mehr Spaß!