Jeannine Budelmann
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Etwas mehr Respekt, bitte!
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Etwas mehr Respekt, bitte!

Erschienen in Markt und Mittelstand 02/2020.

24 Jahre. So alt war mein Mann, als er sich 2010 mit einem Unternehmen für Elektronikentwicklung und -fertigung selbstständig machte. Als ich selbst 2012 als kaufmännische Geschäftsführerin in unser Unternehmen eingestiegen bin, war ich 25 Jahre alt. Entscheidet man sich als junger Mensch ein eigenes Unternehmen zu gründen und ist das keine hippe IT-Bude, hat man es nicht immer leicht, ernst genommen zu werden. Erstrecht, wenn es sich bei der Firma auch noch um einen klassischen Zulieferer handelt.

„Ich würde gerne den Chef sprechen“, das ist zunächst einmal keine ungewöhnliche Bitte von einem Anrufer. In meinem Fall war ich allerdings schon etwas verdutzt, weil ich ja selbst einer der Chefs bin. Okay, das konnte der Anrufer nicht wissen. „Am Apparat“, sagte ich und bekam prompt zurück: „Nein, nein, ich meine den richtigen Chef!“ Das fand ich nun wirklich plump. Der Kunde wollte über Preise verhandeln und ich bin immerhin diplomierte Kauffrau. Mein Mann ist Ingenieur und für technische Fragen zuständig. Das erklärte ich dem Anrufer auch, aber er legte einfach auf. Bald darauf endete auch unsere Geschäftsbeziehung.

Ich würde gerne sagen, dass der beschriebene Fall die Ausnahme ist. Aber von vielen unserer Mitglieder höre ich ähnliche Erlebnisse. Das ist schade. Ich weigere mich ja auch nicht mit einem Einkäufer jenseits der 50 zu sprechen, nur, weil er kein Smartphone bedienen kann und damit nach heutigen Maßstäben nicht mehr up to date ist. Respekt ist ein Schlüsselfaktor für unternehmerischen Erfolg! Als noch relativ junger Mensch wünsche ich mir, dass sich andere bewusst machen, dass Kompetenz vor allem eine Frage von harter Arbeit ist. Alter oder Geschlecht haben damit rein gar nichts zu tun!